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Summe, daß zu hoffen steht, wir werden diesen Wunderbau bald in
seiner Vollendung schauen.
Zu den vornehmsten Merkwürdigkeiten des Domes sind außer vielen
Grabmälern zu rechnen: die große Sakristei mit der goldenen Kammer,
welche mehrere Kostbarkeiten, unter andern den silbernen Sarg des Erz-
bischofs Engelbert, ein schönes Kunstwerk, enthält; ferner die Kapelle
der h. drei Könige, aus verschiedenen Marmorarten erbaut, worin die
Reliquien der h. drei Könige, in einem kostbaren aus Goldblech ge-
arbeiteten und mit einer Menge von Perlen und Edelsteinen geschmückten
Sarge aufbewahrt werden. Auch an trefflichen Gemälden ist der Dom
reich, und die herrlichen Glasgemälde, welche die ungeheuren Fenster
bedecken, gehören zu den merkwürdigsten Überresten dieser zum Theil
untergegangenen Kunst. Man kann sagen, das Glas verschwindet ganz
dem Auge — alles ist Farbe und — wie Sonnenglanz im Regenbogen,
und schon deshalb wird der Dom von Fremden aus weiter Ferne be-
sucht. Aber nach dem Namen des Mannes, welcher den Plan zu
diesem Riesenbau entworfen, nach dem ersten großen Baukünstler des
Domes fragt jeder Besucher vergebens. Man weiß ihn nicht. Man
hat Jahrhunderte an dem Dome nach dem noch vorhandenen Plane
gebaut, aber es ist niemandem eingefallen, den Namen dieses großen
Geistes zu nennen. „Die Meister, die am Dome gebaut haben, wer-
den nicht genannt; sie haben sich ein herrliches Denkmal gebaut, aber
ohne Inschrift." —
8. Rheinthals Ritterburgen.
An unserm alten Vater Rhein
Stand mancbe Ritterfeste,
Noch jetzt blickt Mond- und Sternenschein
Auf ihre Überreste.
Da wohnten unsre Väter drin,
Die Väter gut und bieder;
Durch ihren deutschen Heldensinn
Wohl würdig deutscher Lieder.
Auch ich hab' euch dereinst geseh'n,
Ihr alten Felsenriesen,
Ihr Könige der Rebenhöh'n,
Der Thäler und der Wiesen,
Wie ihr, im Zettenflug ergraut,
Auf Rhenus grüne Wogen
Von emcn alten Zinnen schaut
Durch hohe Fensterbogen.
Am Tage lebt's im Nebenthal,
Da tönen Winzersänge,
Das Schifflein windet wie ein Aal
Sich durch des Stroms Gedränge.
Da wird es nimmer still und leer
An Deutschlands schönem Rheine,
Wohl mancher Wand'rer zieht einher
Und lagert sich am Rheine.
Der Abend sinkt. Die Sonne glüht
Im purpurnen Gewände
Zum letzten Mal im Strom und flieht
Hinweg in ferne Lande.
Und stille wird's. Wie Schifferskahn
Durch dunkelblaue Wogen,
Kommt still am Himmelsocean
Der Silbermond gezogen.
Ihr blickt so ernst und still herab,
Als wolltet Frohsinn strafen,
Und wachet, daß im Felsengrab
Die Helden ruhig schlafen.
Wohl Mancher ruht im kühlen Haus,
Umdeckt von euren Mauern,
Von seine-n Heldenmühen aus;
Drum mögt ihr immer trauern.
Wenn dann die stille Mitternacht
Rings lagert auf den Bergen,
Tönt laut der Ruf: Ihr Schläfer, wacht,
Erstehet aus den Särgen!
Und donnernd rollt es durch die Luft,
Gewitterwolken blitzen,
Der Ritter steigt aus dunkler Gruft
Zu seiner Väter Sitzen.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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11
Und in dem Thale wird es reg',
Von einer Burg zur andern
Baut sich ein lichter Nebelsteg,
Worauf die Helden wandern.
Derharntsch glänzt, der Helmbusch wetzt,
Das Kleinod blitzt im Schilde,
Sie sammeln sich und langsam geht
Der Zug durchs Rhetngefilde.
Und obenan glänzt R otzl a nd's Speer,
Der kommt vom Väterschlosse,
Dem schönen Rolandseck, daher
Auf seinem Geisterrosse
Und führt den Zug nach Ingelheim,
Das stolz am Rheine thronet,
Allwo der Kaiser Karl daheim
Mit seinen Helden wohnet.
Dort hält der Zug. Der Kaiser winkt.
Sie reiten in die Schranken.
Wohl mancher edle Kämpe sinkt
Vor Rolands Arm, des Franken.
Die Damen schauen vom Balkon
Auf ihre Ritter nieder,
Die Ritter kämpfen um die Krön'
Der Minne und der Lieder.
Und drauf beginnt Banket und Tanz
Im hohen Rittersaale,
Viel Ampeln senden ihren Glanz
Hernieder zu dem Thale.
Der Minnesänger singt sein Lied
Er preis't die deutsche Minne.
Den Ritter, der zum Kampfe zieht,
Mit deutschem Rittersinne.
So geht es, bis der Morgen weht,
Da wird es wieder stille.
Mit einem Zauberschlag vergeht
Die große Geisterhülle.
Und strahlend blickt die Sonn' ins Thal,
Die Ritter sind zerstoben,
Die Burgruinen ragen kahl
Auf ihren Bergen oben.
Und alle Nächte wird es neu.
Wenn Mitternacht gekommen.
Fragt nur die schöne Loreley* *),
Von der Hab' ich's vernommen.
Bei Monden- und bei Steraenstrahl
Taucht sie sich auf und nieder,
Da singt sie in dem Felsenthal
Bezaubernd ihre Lieder.
(Otto Weber.)
9. Die Heinzelmännchen.
Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul: — man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Dann kamen bei Nacht,
Ehe man's gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten
Und rupften
Und zupften
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten...
Und eh' ein Faulpelz noch erwacht,...
War all' sein Tagwerk bereits gemacht!
Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Span' und reckten sich;
Indessen kam die Geisterschaar
Und sah, was da zu zimmern war:
Nahm Meißel und Beil
Und die Säg' in Eil'!
Sie sägten und stachen
Und hieben und brachen,
Berappten
Und kappten,
Vtsirten wie Falken
Und setzten die Balken...
Eh' sich's der Zimmermann Versatz ...
Klapp, stand das ganze Haus ... schon
fertig da!
•) S,
Beim Bäckermeister war nicht Noth,
Die Heinzelmännchen backten Brod.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich —
Und ächzten daher
Mit Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
Und wogen es richtig
Und hoben
Und schoben
Und fegten und backten
Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brod, das neue, vor!
Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell' und Bursche lag in Ruh'.
Indessen kamen die Männlein her
Und hacktendasschwein diekreuzu.quer,
Das ging so geschwind
Wie die Mühl' im Wind:
Die klappten mit Beilen,
Die schnitzten an Speilen,
Die spülten,
Die wühlten
Und mengten und mischten
Und stopften und wischten:
That der Gesell die Augen auf:
Wapp, hing die Wurst schon da zum
Ausverkauf!
am Schluß dieses Abschnittes das Lied: 8. die Loreley.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Otto_Weber Otto
12
Einst hatt' ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
Da schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;
Und schnitten und rückten
Uno nähten und flickten,
Und faßten
Und paßten
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten.
Und eh' mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock bereits gemacht.
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmo» und schreien
Und vermaledeienl
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch, husch, husch, husch I -
verschwinden all!
O weh', nun sind sie alle fort,
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruh'n,
Man muß nun alles selber thun!
Ein jeder muß fein
«L-elbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär'!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wie-
der her!
-------' (Kopisch.)
Aus wie viel Regierungsbezirken besteht die ütheinprovinz ? — Wie
heissen sie? — Welcher liegt an der nördlichen Grenze? — Nennt die Re-
gierungsbezirke , welche an der östlichen Grenze liegen I — An der südlichen I —
An der westlichen! — Wie heisst der Hauptstrom der Provinz? — Wie seine
Nebenflüsse auf dem rechten Ufer? — Auf dem linken? — Wie viel Gebirge
hast du dir gemerkt auf dem linken Ufer? — Auf dem rechten? — Wie
heissen sie? — Wie heisst die Hauptstadt der Verwaltung? — Welche ist die
grösste Stadt der Provinz? — Wie heisst die bedeutendste Fabrikstadt? —
Wie gross ist die Rheinprovinz? — Wie viel Einwohner hat sie?
Zeichnet jetzt die Rheinprovinz auf die Schiefertafeln!
Jeder soll jetzt, ohne in das Buch zu sehen, alles das aufschreiben, was er
aut der Rheinprovinz behalten hat!
Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die ganze Nacht;
Die Heinzelmännchen kommen sacht';
Eins fährt nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
10. Die Provinz Westphalen.
Die Provinz Westphalen hat einen Flächenraum von 368 Quadrat-
meilen und 1,775,000 Einwohner. Sie besteht aus den Regierungs-
bezirken Münster, Minden und Arnsberg. Im südlichen und öst-
lichen Theile ist die Provinz gebirgig, dagegen im westlichen und
nördlichen Theile flach. An der südlichen Grenze erhebt sich der
Westerwald, nördlich hiervon befindet sich das Rothhaargebirge,
das sauerländische Gebirge und der Haarftrang. Diese Gebirge
durchziehen fast den ganzen Regierungsbezirk Arnsberg. Im Nord-
osten der Provinz finden wir zu beiden Seiten der Weser das Weser-
gebirge mit vielen tiefen Einschnitten, von denen der merkwürdigste
die sogenannte Porta Wcstphalica ist. Sie besteht aus zwei Gebirgs-
pfeilern, welche bei Minden die Weser in einen Engpaß ein-
schließen. Westlich von dieser Bergkette liegt der teutoburger Wald,
in welchem im Jahre 9 nach Christi Geburt Hermann der Deutsche
den römischen Feldherrn Varus schlug. — Die Weser ist der
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
14
mervolle 30jährige Krieg durch den Abschluß des westphälischen
Friedens beendigt wurde. Außer Münster gehören zu den bedeutend-
sten Städten der Provinz: die Festung Minden,mit lebhaftem Handel
und Schifffahrt auf der Weser — Herford ander köln-mindener
Eisenbahn — Bielefeld, mit bedeutendem Leinwandhandel — Pa-
derborn, Sitz eines kath. Bischofs — Soest (spr. Sohst), in einer
sehr ftuchtbaren Gegend gelegen -- Dortmund, mit bedeutenden Stein-
kohlenbergwerken — Iserlohn, mit vielen Stahl-, Eisen-und Messing-
waaren-Fabriken — und die Regierungsbezirkshauptstadt Arnsberg an
der Ruhr gelegen.
Das Weftphalenland erinnert uns an wichtige Begebenheiten aus
frühern Zeiten. Der Hermannsschlacht am teutoburger Walde
und des westphälischen Friedens in Münster ist schon gedacht
worden. Noch müßt ihr aber wissen, daß vor mehr denn tausend
Jahren Kaiser Karl der Große in den Gauen Westphalens die
heidnischen Sachsen bekriegte, um sie zum Christenthume zu be-
kehren. Lange war der Kriegsschauplatz an der Ruhr bei der Fefte
Hohensyburg, hauptsächlich aber am teutoburger Walde und an
der Weser. Der Hauptheld der Sachsen, ihr Herzog, war Witte-
find, ein Mann edlen Herzens, aber mit innigstem Gemüthe den heid-
nischen Götzen zugethan. Daher dauerte der Kampf auch über 30 Jahre,
(von 772—803) bevor Wittekind und mit ihm die Sachsen sich
taufen ließen. Überall in den Gegenden jener Schlachtfelder erinnern
Ruinen alter Burgen, berasete Grabhügel und Waffenstücke, selbst
römische Münzen, die man ausgräbt, an jene alten und ältesten
Kriege in Deutschland. —
11. Die Porta Westphalika.
Der Morgen graut; es lüftet sich der Schleier,
Der dämmernd noch die Erde rings umzieht,
Im Osten glimmt ein sanftes Rosenfeuer,
Und dampfend vom Gebirg der Nebel flieht;
Die Luft wird frischer und der Himmel freier,
Die Wolken ziehn, vom Morgenroth beglüht,
Es sterben hin die letzten bleichen Sterne,
Und duftig taucht herauf die blaue Ferne.
So liegst du da vor meinen trunknen Blicken
Im Morgengold, Porta Westphaltka,
Gewaltig Thor, das Felsenflügel schmücken,
Du Riesenpforte der Germania*)!
An dir soll sich mein müdes Herz erquicken,
Und ob ich Deutschlands schönste Auen sah —
Hier, wo die Weser braust durch deine Säulen,
Auf echtem deutschem Boden will ich weilen.
Wohl zieht der Rhein durch goldne Rebenhügel,
Vom Glanz der Schlösser blinket seine Fluth,
*) Germania oder Germanien -- Dentschland
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Morgenroth
15
Stolz prangt der Berge Grün in seinem Spiegel,
Und Traubenblut kocht in der Sonne Gluth;
Der Sang erschwingt sich frei auf Windesflügel
Und Frohsinn schwellt das Herz mit Jugend-Muth;
Doch preis' ich dich, o Weser, und die Quellen,
Die mitten aus Germaniens Herzen schwellen.
Nicht bietest du in deinem kiesigen Bötte
Kostbare Perlen, Edelstein und Gold.
Nicht kränzen Reben deiner Berge Kette^
Nickt spenden Dichter dir des Sanges Sold;
Doch ewig grünt der Lorbeer jener Stätte,
Von deinen Adern wild und kühn durchrollt
Wo einst die Väter in der Vorzeit Tagen
Die Hermannsschlacht, die schreckliche, geschlagen.
Da hausten Wolf und Bär in diesen Hainen,
Der Geier krächzte durch die öde Flur,
Des Landes Sohn, von riesigen Gebeinen,
Strich durch den Wald und kämpfte mit dem Ur*),
Er kniete vor der Götzen kalten Steinen
Im blinden Wahn und wild, wie die Natur —
Da kam das Kreuz, das heil'ge Christenzeichen,
Und Licht drang durch die Nacht der deutschen Eichen I
Wo Wildniß sonst und Sumpf und Dorngehege,
Da leuchten Städte jetzt aus goldner Fluth,
Da rauscht die Sichel, tönen Hammerschläge,
Da schmilzt das Eisen in des Ofens Gluth,
Da braust der Dampf auf blankem Schienenwege,
Da sprudelt hell der Erde heilend Blut,
Und Kraft und Leben bietet jetzt Westphalen
In der Hygea**) wunderretchen Schalen.
Westphalenlandl wie bist du hoch zu preisen:
In deinen Hütten wohnt noch deutsche Treu',
In deinem Schooße wächst das freie Eisen,
In deinen Wäldern starb die Sklavereil —
Hier auf des Berges Felsenhaupt, dem greisen,
Hebt meine Brust sich wieder froh und frei:
In dieses graue Kirchlein will ich treten,
Um hier fürs deutsche Vaterland zu beten.
Ans wie viel 'Regierungsbezirken besteht die Provinz Westphalen? -
Nennt die bedeutendsten Gebirge Westphalens und gebet an, in welchem Theile
der Provinz sie liegen! — Wie heisst der Hauptfluss und in welcher Richtung
hiesst er? — Nennt die ans Westphalen kommenden Nebenflüsse des Rheines
und gebt die Richtung ihres Laufes an? — Wie Hiesst die Ems? — Wie
heissen die bedeutendsten Städte Westphalens? — Was habt ihr sonst Be-
merkenswerthes von Westphalen behalten? — Wie viel Provinzen kennt ihr
jetzt? — Wie viel Regierungsbezirke? — Wie heissen sie? —
Zeichnet jetzt die Provinz Westphalen auf die Tafel!
Schreibet alles auf, was ihr euch von der Provinz Westphalen gemerkt
habt! —
*) Ur = Auerochs.
**) Hygea ober Hygiea = Göttin der Gesundheit, abgebildet mit einer Schlange, di« aus
«ver Schale speis't.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
21
der Erholung. In dürrer Zeit aber seht ihr die Knechte mit schweren
Schlägeln auf das Feld ziehen, um die Erdstücke zu zerschlagen, welche
hart sind, wie ausgedörrter Thon und so nicht bearbeitet werden können.
— Das alles ist nicht angenehm; aber thut nur die Augen auf und
schauet um euch! Wälder giebt es da freilich nicht viel; aber wo sie
sind, sieht man die mächtigen, dichtbelaubten Eichen und die schlanken
glattstämmigen Buchen. Und weiter! Sind nicht auf den Weiden
die scheckigen Rinder halb versteckt im dichten, kräftigen Grase! Haben
sie sich nicht schon um Frühstückszeit gelagert und wollen sich erst eine
Weile verpusten, so voll und rund haben sie sich geschmaust? — Und
nun die Felder gar! Klee und andere Futterkräuter sehen düster-
grün vor Saftfülle und Üppigkeit aus; herrliche Rappsfelder erfüllen
die Gegend mit ihrem Honigdufte; durch die Kornfelder weiß das Häs-
lein nicht recht einen Weg zu finden, denn Halm steht an Halm, dick
und stämmig, und will, sich nicht beugen vor dem ungebetenen Gaste;
schwer senken sich die Ähren mit dem goldigen Weizen, und Bohnen-
und Erbsenäcker zeigen uns, was ein fruchtbarer Boden vermag. —
Da haben nun freilich viele Menschen Arbeit vollauf, aber auch sattsame
Nahrung, und so kommt es denn auch, daß hier Dorf an Dorf liegt, daß
links und rechts und vor und hinter uns viele Kirchthürme herüberschauen
und blühende Städte an den Wassern erbaut sind. Aber merkt weiter!
Auch die Gewässer sind bevölkert nicht nur von allerlei schmackhaften
Fischen, sondern auch von vielen Menschen, die der Schifffahrt und
dem Handel nachgehen. — Über die Schiffe aber, über die kleinen
Fluß- und die riesigen Seeschiffe, was die Schiffe der Nordsee über
das Meer wegbringen nach fremden Ländern und was sie von dorther wie-
der zurücktragen: über das Alles laßt euch von eurem Lehrer erzählen! —
17» Auf der Lüneburger Heide.
Der Reisende.
Keine Berge und kein Meer Weit der todten Heide Strecken.
Setzte hier der Himmel her. Fessellos die Blicke schweifen
Fichten nur und Sand bedecken Zu des Horizontes Reifen.
Der Heidebewohner.
Berg und See gab Gott mir her. Kannst du keine Berge schau'n?
Und der Himmel ist mein Meer. Sieh nur dort der Wolken Grau'n,
Nenn' mir einen See, der größer, Wie sie sich so stolz erheben!
Um mein Land fließt sein Gewässer, In dem Felsenbau ist Leben,
Und wie aus des Meeres Reichen Segeln aus des Meeres Fläche!
Sterne aus gleich Lilien steigen. Sag', was dem Gebirg gebreche!
----------— (Nach Andersen.)
"Wie heisst das Gebirge der Provinz Hannover? — In welchem Theile
derselben? — An -welches Meer grenzt die Provinz Hannover? — Wie heissen
die Flüsse der Provinz? — Wie Messen und worein münden sie? — Welche
sind Hauptflüsse, welche Nebenflüsse? — Was heisst Marschland? — Welche
Mineralien liefert die Provinz? — Wo? — Wie heissen die Haupterwerbs-
quellen der Provinz? — Aus wie viel Landdrosteien besteht sie? — Was habt
ihr sonst noch behalten? — Wie viel Provinzen kennen wir jetzt? —
Zeichnet jetzt die Provinz Hannover auf die Tafel! —
Beschreibet sie! —
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
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den vorzüglichsten Marschen gehören die Süder- und Norderditmar-
schen in Holstein und die Landschaft Eiderstedt in Schleswig.
Die Provinz Schleswig-Holstein bildet nur einen Regierungs-
bezirk. Mit Einschluß des Herzogthums Lauenburg ist sie 340
Ouadratmeilen groß und hat fast 1 Will. Bewohner. Ackerbau,
Viehzucht und Seefahrt sind die bedeutendsten Erwerbsquellen der
Bewohner.
Die Hauptstadt der Provinz, der Sitz des Oberpräsidenten,
ist die Universitätsstadt Kiel, mit 32,000 Einwohnern und dem
besten Hafen an der Ostsee, der darum auch zum Kriegshafen für
die Flotte des „Norddeutschen Bundes" bestimmt ist. Die am
Westende der Schlei gelegene Stadt Schleswig, mit 14,000 Ein-
wohnern und dem altberühmten Schloß Gottorf, ist der Sitz der
Regierung für Schleswig-Holstein. Ansgar, der Apostel des
Nordens, verbreitete ums Jahr 826 von hier aus das Christen-
thum. —• Die größte Stadt der Provinz ist Altona an der Elbe,
mit über 73,000 Einwohnern, bedeutenden Fabriken und wichtigem
Seehandel. Die übrigen bemerkenswerthen Städte sind: Glückstadt,
Itzehoe, Neumünster und Rendsburg in Holstein — Haders-
leben, Apenrade, Flensburg, Husum und Tönning in Schles-
wig — und Sonderburg auf Alsen.
Ls. Die Überschwemmungen der Halligen.
An der Westküste von Schleswig liegen, umfluthet von den Wogen
der Nordsee, mehrere Inseln, die als Überreste einer zusammenhän-
genden, dem Meere zum Raube gewordenen Landstrecke anzusehen sind.
Die größern dieser Eilande sind durch Deiche vor den Meeresfluthen
geschützt, welche täglich neue Versuche machen, den letzten Brocken ihres
großen Raubes zu verschlingen. Die kleineren derselben führen den Na-
men „die Halligen". Eine solche Hallig ist ein flaches Grasfeld, das kaum
zwei oder drei Fuß höher liegt, als der gewöhnliche Stand des Meeres,
und daher sehr oft, besonders in den Wintermonaten, von der wogenden
See überfluthet wird. Diese Überschwemmungen steigen häufig,
alles flache Land überwogend, bis an die Fenster der darauf befindlichen
Hütten. Man glaubt dann nicht, daß diese Wohnungen menschliche
Wesen bergen, daß Greise, Männer, Frauen und Kinder ruhig um
ihren Tisch sitzen und kaum einen flüchtigen Blick auf den sie um-
drängenden Ocean werfen. Manches aus seiner Bahn verschlagene
Schiff segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine
Hallig hinweg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei
umgeben, wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht
durch die Fenster einer Stube scheinen sahen, die keinen andern Boden
als die Wellen zu haben schien. Mit der Fluth bricht oft zugleich
der Sturm auf das Eiland ein. Die Wasser steigen gegen 6 Meter
über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Das Meer sendet in immer
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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neuen, langen Zügen seine Wassermassen gegen die Werste*), auf
denen die Wohnungen stehen. Der Erdhügel, der nur eine Zeit lang
zitternd widerstand, giebt nach; ein Stück bricht nach dem andern ab
und schießt in die Fluch. Die Pfosten des Gebäudes werden da-
durch entblößt; das Meer faßt sie und rüttelt sie. Der erschreckte
Bewohner des Hauses rettet erst seine besten Schafe hinauf auf den
Boden, dann flieht er selber nach. Und hohe Zeit war es; denn
schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne Ständer halten den
schwankenden Dachboden. Mit furchtbarer Gewalt schalten die Wogen
in dem untern Theile des Hauses; sie werfen Schränke, Kisten, Betten,
Wiegen mit wildem Spiel durch einander und schlagen sich immer freiern
Durchgang; immer weniger werden der Stützpunkte des Daches, dessen
Niedersturz rettungslos der ganzen Familie ein schäumendes Grab
bereitet. Ängstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen des
Sturmes abnimmt; ängstlich pocht das Herz bei jeder Erschütterung;
immer enger drängen sich die Unglücklichen zusammen. In der Finster-
niß sieht Keiner das vor Entsetzen bleiche Antlitz des Andern; im
Donner der tobenden Wogen verhallt das bange Gestöhn; aber Jeder
kann an seiner eigenen Qual die marternde Angst des Andern ermessen.
Der Mann preßt das Weib, die Mutter ihre Kinder an sich. Die
Bretter unter ihren Füßen werden von der drängenden Fluth gehoben;
aus allen Fugen quellen die Wasser auf; das Dach wird durchlöchert
vom Wogensturz. — Da kracht ein Balken; ein furchtbarer Schreckens-
ruf ertönt. Noch eine martervolle Minute! Noch eine! Der Dach-
boden senkt sich nach einer Seite. Ein neuer Fluthenberg schäumt
herauf, und — im Sturmgeheul verhallt der letzte Todesschrei. Die
Wogen schleudern sich einander Trümmer und Leichen zu.
Dennoch liebt der Halligbewohner seine Heimath über alles, und
der aus der Sturmfluth Gerettete baut sich nirgends sonst wieder an,
als auf dem Fleck, wo er Alles verlor, und wo er in Kurzem wieder
Alles, und sein Leben mit, verlieren kann.
Wie viel Provinzen und wie viel Regierungsbezirke kennt ihr jetzt? —
Woran grenzt Schleswig-Holstein im Osten? — Im Westen ? — Im Süden ? — Im
Norden? — Was weisst du über die Beschaffenheit des Landes? — Was heisst
Marschland? — Was heisst Geest? — Wie heissen die Haupthafenplätze der Pro-
vinz? — Die Hauptstädte? — Die Haupterwerbsquellen der Bewohner? —
Wer weiss noch sonst etwas von Schleswig-Holstein? —
Zeichnet die Provinz Schleswig-Holstein auf die Tafel! —
Beschreibet siel —
20. Die Provinz Sachsen.
Die Provinz Sachsen hat eine sehr unregelmäßige Gestalt. Im
Süden liegen der Kreis Schleusingen und mehr östlich der Kreis
•) Das Werft -°- ein erhöhter Uferplatz am Wasfer, wo Schiffe gebaut oder ausgebessert
»erden; hie» ei» erhöhter, künstlicher Hügel, worauf die Hütten erbaut find
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Sachsen Schleusingen
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Ziegenrück von der Hauptmasse getrennt; dagegen dringen andere
Theile in die Provinz ein, welche nicht zu ihr gehören. Die Pro-
vinz zerfallt in die Regierungsbezirke: Magdeburg, Merseburg und
Erfurt.
Der Hauptfluß der Provinz ist die Elbe, welche dieselbe von
S.-O. nach N.-W. durchfließt. Sie nimmt rechts die Havel und
links die Saale auf. Die Werra, ein Nebenfluß der Weser, durch-
fließt den westlichen Grenzstrich der Provinz, so wie die Havel eine
Strecke die östliche Grenze bildet. Der Bodengestalt nach gehört
die Provinz im Süden und Westen zum Berglande, der ganze übrige
Theil ist eine hochliegende, ziemlich flache Ebene. Im Süden liegt
der thüringer Wald und im Westen ein Theil des Harzgebirges,
der 1094°* hohe Brocken oder sogenannte Blocksberg. Sachsen
ist im Allgemeinen eine fruchtbare und gesegnete Provinz; denn außer
den Produkten des Pflanzenreichs: Getreide aller Art, Flachs,
Obst und Wein, liefert der Boden an Mineralien: Kupfer,
Silber, Eisen, Salz, Steinkohlen u. s. w. Aus dem im Mans-
felder Kreise gewonnenen Silber werden preußische Thaler geprägt,
welche die Aufschrift tragen: „Segen des Mansfelder Bergbaues".
Und diese so reich gesegnete Provinz ist von fleißigen Menschen bewohnt
und mit blühenden Städten überstreut. Die Größe der Provinz
Sachsen beträgt 461 Quadratmeilen die Einwohnerzahl 2,103,000.
Die Hauptstadt der Provinz ist Magdeburg. Sie liegt in einer
sehr fruchtbaren Ebene, ist der Sitz der höchsten Provi nzial-Behör-
den und eines evangelischen Konsistoriums, und hat über114,000
Einwohner. Durch ihre glückliche Lage an der Elbe sind der Handel
und die Schifffahrt der Stadt sehr bedeutend geworden, und die bei
Magdeburg vorbei führenden Eisenbahnen werden die Bedeutung dieser
Stadt noch mehr heben. Zu den Merkwürdigkeiten Magdeburgs gehört der
uralte, vortrefflich gebaute Dom mit einersehr großen Glocke. Andere
bedeutende Städte der Provinz sind: Halle — Erfurt — Halber-
stadt — Quedlinburg — Burg — Naumburg — Nordhausen
Merseburg — und Wittenberg. Kaum ist eine Provinz so reich an
Begebenheiten aus der Kriegsgeschichte, als die Ebenen an der
Elbe und Saale; denn hier wurden die meisten Schlachten im 30jäh-
rigen und im 7jährigen Kriege, sowie in den französischen
Kriegen bis 1814 geschlagen. Ihr habt wohl schon die Schlachten
bei Lützen, Roßbach, Großgörschen nennen hören, von denen
ihr später mehr erfahren sollt.
21 Brockenreise.
Die Sonne ging auf. Die Nebel flohen wie Gespenster beim
dritten Hahnenschrei. Ich stieg wieder bergauf, bergab — den Harz
hinan. Vor mir schwebte die schöne Sonne, immer neue Schönheiten
beleuchtend. In meinen Augenwimpern flimmerten Perlen, wie in dev
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Gräsern des Thales Morgenthau feuchtete meine Wangen; die rau-
schenden Tannen bewegten ihre Zweige herauf und herab, gleich stummen
Menschen, die mit den Händen ihre Freude bezeigen; und in der Feme
klang's wunderbar geheimnißvoll, wie Glockengeläute einer verlornen
Waldkrrche. Man sagt, das seien die Heerdenglöckchen, die im Harz
so lieblich, klar und rein gestimmt sind.
Nach dem Stande der Sonne war es Mittag, als ich auf eine
solche Heerde stieß, und der Hirt, ein freundlich blonder, junger Mensch,
sagte mir, der große Berg, an dessen Fuß ich stände, sei der alte, welt-
berühmte Brocken. Viele Stunden ringsum liegt kein Haus, und ich
war froh genug, daß mich der junge Mensch einlud, mit ihm zu effen.
Wir setzten uns nieder zu einer Mahlzeit, die aus Käse und Brod be-
stand; die Schäfchen erhaschten die Krumen, die lieben blanken Kühlem
sprangen um uns herum, klingelten schelmisch mit ihren Glöckchen und
lachten uns an mit ihren großen, vergnügten Augen.
Wir tafelten recht königlich, nahmen darauf recht freundlich Abschied,
und fröhlich stieg ich den Berg hinauf. Bald empfing mich eine Wal-
dung himmelhoher Tannen, für die ich in jeder Hinsicht Respekt habe.
Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht
worden, und sie haben es sich in der Jugend sauer werden lassen. Der
Berg ist hier mit vielen großen Granitblöcken übersäet, und die weißen
Bäume mußten mit ihren Wurzeln die Steine umranken oder sprengen
und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung schöpfen können.
Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor bildend, über ein-
ander, und oben drauf stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene
Steinpforte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend,
so daß ste in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie
sich zu jener gewaltigen Höhe emporgeschwungen, und, mit den umklam-
merten Steinen wie zusammengewachsen, stehen sie fester, als ihre be-
quemen Kollegen im zahmen Forstboden des flachen Landes. — Auf
den Zweigen der Tannen kletterten Eichhörnchen, und unter denselben
spazierten die gelben Hirsche. Wenn ich solch ein liebes, edles Thier
sehe, so kann ich nicht begreifen, wie gebildete Leute Vergnügen daran
finden, es zu hetzen und zu tödten.
Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannen-
grün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Überall schwel-
lende Moosbänke; denn die Steine sind 30^ hoch von den schönsten Moos-
arten, wie mit hellgrünen Sammetpolstern, bewachsen. Liebliche Kühle
und träumerisches Quellengemurmel. Hier und da sieht man, wie das
Wasier unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baum-
wurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinab-
beugt, so belauscht man gleichsam die geheime Bildungsgeschichte der
Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges. An manchen Orten
sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker hervor und
bildet kleine Wasserfälle. Da läßt sich gilt sitzen. Es murrnell Md
rauscht so wunderbar, die Vögel singen abgebrochene Sehnsuchtslaute,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]